TCM Ernährung – wie funktioniert das genau?
Über Yin & Yang und was das mit unserem Körper zu tun hat
Bild von Brett Jordan (Pexels)
In meinem letzten Artikel, in dieser Kategorie, schrieb ich bereits über den Unterschied zwischen normalen Diäten und der Ernährung nach traditioneller chinesischer Medizin (TCM). Nun will ich dich ein wenig tiefer in die Geheimnisse der TCM Ernährungslehre einweihen. Was ist Yin, was ist Yang und wie hängen diese Energien mit unserer Ernährung zusammen? Das wird in diesem Blogartikel geklärt.
Die Bedeutung von Yin und Yang
Yin und Yang sind grundlegende Konzepte in der chinesischen Philosophie und Medizin, insbesondere in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Diese beiden Begriffe repräsentieren gegensätzliche, jedoch miteinander verbundene Kräfte und Prinzipien, die das Universum und alle Phänomene in ihm durchdringen. In der TCM werden Yin und Yang verwendet, um die verschiedenen Aspekte des Körpers, der Gesundheit und der Natur zu beschreiben.
YIN
Yin repräsentiert zum Beispiel das weibliche, passive, ruhige, kalte und dunkle Prinzip. Es ist mit Strukturen und Substanzen im Körper verbunden, die für Nährstoffe, Kühlung und Ruhe stehen. Yin steht im übertragenen Sinne auch für Säfte und Masse im Körper (Körperflüssigkeiten, Muskeln, Fett, etc.). Beispiele für yinbezogene Organe sind die Leber, die Lunge und die Nieren.
YANG
Yang hingegen repräsentiert das männliche, aktive, warme, helle und bewegliche Prinzip. Es ist mit Funktionen und Aktivitäten im Körper verbunden, die für Wärme, Bewegung und Energie stehen. Beispiele für yangbezogene Organe sind der Magen, der Darm und das Herz.
Die Vorstellung von Yin und Yang basiert auf der Idee des Gleichgewichts und der Harmonie. In einem gesunden Zustand befinden sich Yin und Yang im Gleichgewicht, was einen reibungslosen Energiefluss und eine optimale Funktion des Körpers ermöglicht. Krankheit wird in der TCM oft als ein Ungleichgewicht oder eine Störung im Fluss von Yin und Yang betrachtet. So kann ein Ungleichgewicht im Yin zum Beispiel zu Symptomen wie Kälte, Erschöpfung, Übergewicht und Schwäche führen. Ein Ungleichgewicht im Yang hingegen kann zu Symptomen wie Hitze, Übererregung, Entzündungen und Hyperaktivität führen.
Die TCM-Praktiker verwenden Yin und Yang, um Diagnosen zu stellen und Behandlungen zu planen. Ziel ist es, das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Kräften wiederherzustellen
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Wie hängt das mit der Ernährung zusammen?
,,Du bist, was du isst.”
Diesen Spruch kennt sicher jeder, denn er ist so wahr. Unser Körper wandelt das um, was wir ihm an Nahrung zur Verfügung stellen. Da laut TCM alles unter dem Einfluss der Yin/Yang Energien steht, haben auch Nahrungsmittel energetische Wirkungen. Sie können zum Beispiel kühlend & befeuchtend oder wärmend & trocknend wirken, wodurch sie sich in ein Yin-Yang Verhältnis einordnen lassen. Somit beeinflussen Nahrungsmittel die Balance von Yin und Yang in unserem Körper. Das kann sich sowohl positiv als auch negativ auf die Gesundheit auswirken.
Ein Beispiel aus dem Alltag.
Um es etwas verständlicher zu machen, schauen wir uns das Beispiel von Susi an. Sie ist unser fiktiver Charakter.
Susi ist kein Morgenmensch, sie schläft meistens, bis sie ihr Telefon mehrmals auf Snooze geschaltet hat. Dann steht sie auf, macht sich einen Kaffee, springt unter die Dusche und fährt ohne Frühstück zur Arbeit. Das erste, was sie jeden Tag isst, ist ein belegtes Brötchen vom Bäcker, in der Mittagspause. Am Nachmittag gönnt sie sich oft eine zweite Tasse Kaffee und ein paar Süßigkeiten, um produktiv zu bleiben. Nach der Arbeit fährt sie direkt heim und bereitet sich ihr Abendessen zu. Weil sie ein schlechtes Gewissen wegen den täglichen Süßigkeiten hat, macht sie sich abends fast immer einen großen Salat. Susi ist nicht übergewichtig, aber sie hat ein paar Pölsterchen, die sie einfach nicht los wird. Sie wundert sich sehr darüber, denn sie isst keine großen Portionen, macht oft Salate und lässt sogar das Frühstück aus.
In diesem Beispiel findet sich evtl. die eine oder andere Person wieder. In der westlichen Welt denken wir oft ,,Wenn ich weniger esse, müsste ich abnehmen.”. Natürlich hängt die Menge der Mahlzeiten schon mit dem Gewicht zusammen, aber in der TCM ist es viel wichtiger, was und wann du isst.
In Susis Fall kann man als geschulte TCM-Praktikerin schon ohne Diagnose vermuten, dass ihr Yin/Yang nicht ganz in Balance ist, und das Yin mehr Raum einnimmt, als das Yang. Sie ernährt sich auf eine Weise, welche die Yin-Energie wachsen lässt. Auch wenn sie wenig isst, ernährt sie sich so, dass sie es ihrem Körper schwer macht, Fettverbrennung oder Entgiftung in Gang zu bringen. Laut TCM ist es zum Beispiel wichtig, dass wir Frühstücken, denn das gibt uns Energie für den Tag und regt viele energetische Prozesse im Körper an. Besonders gut ist ein warmes, gekochtes Frühstück. Suis geliebte Brötchen am Mittag bestehen oft aus Weißmehl, belegt mit Käse oder Wurst. Das bringt Schlacken in den Körper und verfestigt die Pölsterchen. Die Süßigkeiten am Nachmittag sind natürlich auch nicht ideal, denn sie wurden zur Gewohnheit und Susi isst somit jeden Tag recht viel Zucker. Dass zu viel Zucker nicht das beste für unseren Körper ist, hat auch die westliche Welt schon lange erkannt. Nun könnte man denken, dass der Salat am Abend doch gesund sein sollte.
Ja und Nein. Salat an sich ist natürlich gesund, aber wie schon erwähnt, kommt es auf die Tageszeit und die Person an. Salat ist roh und daher schwer verdaulich. Außerdem ist er kalt (auch energetisch gesehen – also Yin fördernd)
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Wenn jemand, der eh schon ein erhöhtes Yin hat, vor dem Schlafen auch noch einen großen Salat isst, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass der Salat lange im Verdauungstrakt liegt, den Schlaf stört und dazu führt, dass der Körper noch mehr an Substanz eingelagert, als er eh schon tut.
Um Susi zu helfen, würde ich ihr also empfehlen, sich morgens Zeit für ein warmes Frühstück zu nehmen und mittags auf Vollkorn und ab und zu pflanzliche Aufstriche umzusteigen. Oder besser noch, sich etwas gekochtes zum Mittag zu holen. Am Abend könnten ihr Gemüsesuppen sehr helfen. Etwas gekochtes und leichtes, ein paar Stunden bevor sie schlafen geht. Mit diesen Veränderungen würden wir ihr Yang unterstützen und könnten uns an ein besseres Yin – Yang Gleichgewicht heranarbeiten, damit die hartnäckigen Pölsterchen endlich schmelzen. Das ist natürlich nur ein sehr vereinfachtes Beispiel und ich müsste erst eine detaillierte Analyse mit ihr machen, doch zum Verständnis ist dieses Beispiel sehr hilfreich.
Tatsächlich würde ich ihr also empfehlen, mehr bzw. öfter zu essen. Das macht die TCM Ernährung so angenehm. Zwar muss oft einiges an Lebensmitteln ausgetauscht werden, aber niemand hungert in der TCM 🙂!
Die Waage ausgleichen
Zusammengefasst und vereinfacht können wir uns die Energie im Körper wie eine Waage vorstellen, auf der Yin und Yang platziert sind. Hat das Yin auf der Waage mehr Gewicht, würde man versuchen, mehr Lebensmittel mit “yangiger” Energie zu essen, oder umgekehrt. Sodass wieder ein gutes Gleichgewicht entsteht. In der Realität kann es noch etwas komplexer werden und es können zum Beispiel sowohl Yin als auch Yang erhöht oder niedrig sein. Daher wird jeder Mensch immer erst individuell analysiert. Wie genau so eine Analyse aussieht, werde ich in einem weiteren Artikel beschreiben.
Bild von beytlik (Pexels)
Ich hoffe du kannst dir nun mehr unter „Ernährung nach TCM” vorstellen.
Falls du dich jetzt fragst, wie du deine Ernährung passend zu deinem Yin/Yang Verhältnis umstellen kannst, und wie wohl die Yin/Yang Balance in deinem Körper aussieht, dann schreib mir gerne eine Nachricht.
Mehr Infos zu meiner Ernährungsberatung findest du hier.
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Die Yin & Yang Thematik hat dein Interesse geweckt? Dann empfehle ich dir das Buch von Gudula Linck – Die Suche nach Ganzheit im chinesichen Denken.